10. März 2019 | Warum Radio? – Ein kurzes ‚Behind The Scenes‘

Ich wurde die Tage wieder mal gefragt, warum und wozu ich DAS alles mache. Damit ist vor allem mein Engagement für das Radio gemeint. Meine 2 Sendungen Talk mit Dana und Maxis Maximal. Diese sind nun ab April auf einem weiteren Radiosender zusätzlich zu hören. Und das ich auch mal wieder mit meiner Geschichte in den Wochen im Interview war, sei es als Podcast oder Zeitungsartikel. Dazu noch diesen Monat zweimal auf der Bühne vor Menschen stehe. Gefühlt zum 25. und 26. Mal.

Alles läuft ehrenamtlich. Ja, wenn ich das immer sage, treffe ich auf Erstaunen. Ich nehme dazu viel Geld in die Hand. Seit 3 Jahren. Und es kostet mich bis zu 2 Tage in der Woche Zeit. Die mir für meine berufliche Seite fehlt. Denn ich bin ja nicht mehr in einer Festanstellung. Ja, die Kraft und die Energie zu allem habe ich auch nur begrenzt an Bord.

Ich kann es nicht sagen – warum? Warum ich das alles auf mich nehme.

Ich spüre, dass es eben meine Mission ist. Nun, ich liebe mittlerweile die Öffentlichkeit. Dazu habe ich mich wohl auch zu lange versteckt. Aber das ist es nicht nur. Die Bühne mit meiner Geschichte trenne ich von den Radiosendungen.

Talk mit Dana ist eine Sendereihe, in der ich selbst keine wirkliche Rolle spiele. In der ich anderen Menschen eine Plattform gebe. Die ihre Geschichte erzählen. Das finde ich absolut wichtig. Denn in unseren Medien ist eine Stunde Sendezeit heute nicht mehr eine Selbstverständlichkeit. Und die persönliche Lebensgeschichte in nur rund 55 Minuten erzählen zu dürfen, das wird dem Ganzen auch nur knapp gerecht.

Ich baue nun meine Marke auf. Und wehre mich gleichzeitig innerlich gegen eine Stimme. Die sagt, stelle doch alles Ende des Jahres ein. Dazu gehört Angst, irgendwann keine Gäste mehr zu bekommen. Oder nur noch Kompromisse zu machen. Das will ich nicht. Momentan habe ich bis Jahresende noch spannende Namen auf meiner Sendungsliste.

Ja, woher kommen meine Gäste? Das ist auch eine Frage, die ich oft höre und die ich nicht leicht beantworten kann. Es ist sehr vielschichtig. Aus meinen Kreisen, aus dem persönlichen Netzwerk. Dem realen Leben. Und aus dem Netz, Facebook und Twitter. Interessante Menschen mit Ecken und Kanten. Geschichten und Hintergrund.

Jeden Gast treffe ich persönlich vorher. Das ist mir wichtig. Um zu erkennen, ob es passt. Ich habe ja kein Script oder vorgefertigte Fragen. Also versuche ich, die Geschichte zu erfassen. Meilensteine. Eckpfeiler. Botschaften. Eine Stunde, auch mal drei oder fünfeinhalb waren es schon. Wenn ich dann meine Mindmap habe, reicht mir das zur Sendungsführung.

So wie beispielsweise Vorgestern mein Vorgespräch mit dem Bürgermeister von Wanfried. Wilhelm Gebhard. Der in seinem engen Terminplan eine Zeitscheibe frei hatte. Und für mich Unglaubliches in seinen knapp 12 Jahren Amtszeit für seine Stadt geleistet hat. Unendliche Leidenschaft und Herzblut. Auch davon erzählte Wilhelm mir in der Stunde. Und da er als Politiker ja sehr in der Öffentlichkeit steht, ist die Trennung zum Privaten immer eine Gratwanderung. Und genau hier habe ich von ihm das Feedback bekommen, das er in der Radiosendung bereit ist, auch öffentlich dazu etwas zu sagen. Denn er hat vor kurzem einen großen Erkenntnisgewinn gehabt und macht gerade eine Findung durch. Das hätte ich so nicht gedacht. Und genau diese Offenheit macht meine Gäste und damit die Sendung aus. Klasse.

Live sind wir dann oft so 4 bis 6 Wochen später im Studio, in diesem Fall am 9. April. Das ist ein großer zeitlicher Abstand. Dann erzählt mir mein Gast die Geschichte nochmals. Ist der Abstand zu kurz, wird es schwerer. So tickt das Gehirn nun einmal. Es merkt sich „Ach, das hatte ich ja schon gesagt“ und sagt es dann nicht mehr.

Und ich möchte euch ja eine flüssige, kurzweilige Sendung anbieten. Ich führe dabei indirekt. Jeder Gast ist nun einmal anders, jede Sendung im Ergebnis ja auch. Und ich nehme immer etwas mit. Lerne dazu. Erweitere meinen Horizont. Das liebe ich daran. Ist die Sendung vorbei, dreht sich die Welt auch weiter. Und der Mitschnitt ist unvergänglich im Netz für viele Jahre.

Mir ist wichtig, dass ich mich nicht nur auf der Sachebene bewege. Denn gerade die tieferen Schichten mit den Emotionen sind interessant. Die berühren. Die inspirieren. Und dazu muss sich mein Gast öffnen. Mir vertrauen. Und das gelingt oft sehr gut. Weil ich selbst ein Mensch bin, der viel erlebt hat. Das ist mir ja in der zweiten Sekunde anzusehen.

„Weil ich dir das erzählen kann, du verstehst mich ja. Denn was du durchgemacht hast, ist noch eine Nummer größer. Du hast da meinen ganz großen Respekt!“

Das hatte ich die Tage schon wieder gehört. Stimmt. Danke! Das ist mein Vorteil. Ich habe Ecken und Kanten. Einen Wiedererkennungswert. Und den möchte ich nutzen. Damit meinen Weg gehen. Auch wenn es Menschen gibt, die das hinterfragen. So wie ich selbst.