22. Juli 2019 | Impulsvortrag auf dem Siemens internen HR Barcamp

Ein Barcamp besteht aus Vorträgen, die durch die Teilnehmer selbst gehalten werden. So die Definition von „Mr. Barcamp Jan Theofel“ in Talk mit Dana. Und ich bin schon seit drei Jahren mit über 20 Sessions dabei. Dort habe ich meine Geschichte in verschiedenen Kontexten erzählt. Das läuft aber nun aus. Und dreht sich in eine etwas andere Richtung. Diese Woche  war es für mich ein wenig anders. Denn ich durfte in der Siemens Zentrale am Montag, den 22.7.2019 auf dem internen HR Barcamp als externer Gast eine Session halten. Als Impulsvortrag. Ein Thema was quasi also schon geplant war. Nicht spontan wie eben auf einem Barcamp üblich.

Der Inhalt wurde geheim gehalten, fast keiner der Teilnehmer wusste Bescheid. Vor knapp 20 Personal-Verantwortlichen habe ich meine Erfahrungen an der Arbeitsstelle erzählt. Wie ich den Coming Out Prozess geschafft habe. Was es für Herausforderungen gab. Zum ersten Mal mit 90 Minuten so ausführlich. Die Bereichs- und teilweise weltweiten Leiter waren interessiert an meinem Change Management. Eine unglaublich offene Atmosphäre, das hatte ich so nicht erwartet.

Ich bin in den 90er Jahren mit meiner ersten Selbstständigkeit schon gescheitert. Und habe lange gebraucht, das zu verarbeiten. Mit meinem Coming Out 2013 war mir klar, dass ich meine Arbeitsstelle und evtl. auch meine Beziehung und mich selbst verliere. Wie ich aber geschafft habe, heute wieder im Leben zu stehen, das habe ich kurzweilig vorgetragen.

Meine Ehefrau war mit dabei und ein kleines Bühnenstück von uns beiden verdeutlichte, wie Menschen sich doch mit Wandlung schwer tun. Unser Rezept war sehr einfach, ich habe meiner Partnerin damals Zeit gegeben. Und dafür gesorgt, das sich Erkenntnis, Respekt, Wertschätzung und Einsicht entwickelt. Dann kommt neben Toleranz auch Akzeptanz. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Ich zeigte bildhaft nicht nur die Erlebnisse an der Arbeitsstelle wie beispielsweise die Erfahrungen als Teilzeitfrau oder das gebinnende Mobbing wie die Rückkehr von der Vertrauensarbeitszeit zur Zeiterfassung. Sondern auch Statistiken über Hunderte von ermordeten Trans* Personen. Sowie die negativen Kommentare, die ich über meine Öffentlichkeitsarbeit im SWR Nachtcafé und in der Süddeutsche Zeitung bekam.

Es bleibt also noch viel zu tun.

Der beste Kommentar das Tages war: „Ich habe Gänsehaut bei deiner Erzählung bekommen“. Danke! Das trifft mich positiv ins Herz. Mit meiner Geschichte möchte ich die Menschen mitnehmen. Und das war mir hier gelungen. Die Personalentscheider und Bereichsleiter sind genau die Menschen, die in Firmen dieses neue Klima hineinbringen. Denn viele Betriebe stehen vor einer krassen Wandlung. Digitalisierung ist da nur der Überbegriff.

Ich habe dieses Jahr noch zwei Radiogäste zum Thema. Ich spreche über Digitalisierung und Transformation. Und mit meinem zweiten Gast über WOL – Working out loud.

Der schöne Linkedin Kommentar von Michael Folwaczny, dem Global Head of Human Resources Corporate Development möchte ich euch nicht vorenthalten:

The highlight of our barcamp was the presentation of Dana Diezemann. Her story was captivating and emotional. During her own transformation, she faced many obstacles and inequalities. We are pleased that she joined us for our open-minded session today.

Übersetzt: Der Höhepunkt unseres Barcamps war die Präsentation von Dana Diezemann. Ihre Geschichte war fesselnd und emotional. Während ihrer eigenen Transformation sah sie sich vielen Hindernissen und Ungleichheiten gegenüber. Wir freuen uns, dass sie heute zu unserer aufgeschlossenen Session gekommen ist.

Danke für diese Gelegenheit!